FDP-Politiker treffen Vertreter der Bürgerinitiative Bahnhof Oberwinter
Auf dem RRX6 ruhen die Hoffnungen der Pendler aus Oberwinter und Umgebung. Doch die Bahn AG und der Bahnhofsumbau sorgen für Frust und Unverständnis. Ein Dorf fühlt sich abgehängt. Liberale wollen helfen – Umweltschutz und Lebensqualität verbessern
Die FDP-Stadtratsfraktion von Remagen hat sich mit Vertretern der Bürgerinitiative Bahnhof Oberwinter getroffen. Beim Rundgang über das Bahnhofsgelände erhielten die Liberalen Jürgen Preuß aus Oberwinter und Christina Steinhausen aus Remagen (beide Stadtrat) sowie Jens Huhn, der Mitglied im Ortsbeirat Oberwinter ist, ein Update: Kabarettist Ingo Konrads, Jurist Philipp Rosenthal sowie Siegfried Wohlfahrt vom VCD-Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg/Ahr (Verkehrsclub Deutschland e.V.) erläuterten die Sach- und Rechtslage zum Bahnhofsumbau, Aktuelles sowie ihre Wünsche.
Derzeit ist der Bahnhof alles andere als eine schöne Visitenkarte für den Ort, sein Zustand verdreckt und verwahrlost, unwürdig für die Deutsche Bahn AG und das ansonsten doch schmucke Dorf am Rhein. Die Anlage hat bessere Zeiten erlebt. Früher erhielt man seinen Fahrausweis von einem Bahnhofswärter, der neben dem Verkauf der Fahrkarten auch für die Bedienung der Weichen im Bahnhof zuständig war. Der Verkaufsraum von einst ist heute nicht mehr zu erkennen. Zwei verwahrloste Kartenautomaten stehen im Müll von weggeworfenem Papier. Dazu passt der Gesamteindruck des Gebäudes, das vor einiger Zeit von einem Unternehmen aus der Insolvenzmasse ersteigert wurde. Seitdem ist an dem Gebäude und seinem Umfeld nichts mehr geschehen. Genauso trostlos sind auch die Aussichten für den für die Einwohner der Dörfer Oberwinter, Bandorf und Unkelbach so wichtigen Bahnhof.
Auch die DB hat erkannt, dass der Bahnhof saniert werden muss. Ein behindertengerechter Zugang fehlt noch. Eine Anhebung des Bahnsteiges soll kommen. Sie ist deshalb nötig, da die neuen Züge dies erfordern. Aus diesem Grund hält der Zug RRX6 (Rhein-Ruhr-Express) vorerst noch nicht in Oberwinter. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass er das nie tun wird und fordert deshalb möglichst sofort ein Provisorium einzurichten, durch das die erforderliche Bahnsteigkantenhöhe schon jetzt erreicht wird und nicht erst mit Fertigstellung des Bahnhofsumbaus. Denn gerade dieser Zug sei elementar wichtig für die Pendler nach Köln/Bonn/Düsseldorf sowie für die Lebensqualität der Menschen am Rhein und den umliegenden Ortschaften. Derzeit, so berichten die Vertreter der Initiative, fühlten sich die Menschen hier im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt. Ihre Einschätzung unterlegen sie mit Fakten: 600 Fahrgäste täglich hat die Bahn in Oberwinter dank dieser Umstände an die Straße verloren. Mehr Autos, die die Straßen verstopfen, weniger Zugfahrer, das sei keine zukunftsweisende, klima- und umweltschonende Entwicklung, waren sich Liberale und Bürgerinitiative einig. „Ökologisch und ökonomisch ist dies nicht zu begreifen“, so Jürgen Preuß, der selbst des öfteren unter der schlechten Anbindung leidet und statt Zug Auto fahren muss, obwohl er es gerne häufiger anders machen würde. Die Straßeninfrastruktur steht aufgrund der vielen Baustellen in und um Bonn vor dem Kollaps, ergänzt Steinhausen. Alle reden über den viel zu hohen CO2-Ausstoß und viele sind gewillt, die DB täglich zu nutzen. Doch dafür müsse ihnen auch die Gelegenheit geboten werden, sind sich Liberale und Initiative einig. Anscheinend wisse im Bahn-Konzern eine Tochter nicht, was die andere gerade tue, denn die DB Netz AG, die für die Schieneninfrastruktur zuständig ist und die DB Services, die sich um die Immobilien kümmert, würden sich offenkundig im Projekt „Oberwinter Bahnhof“ nicht austauschen. Einen Ansprechpartner bei der Bahn für ihre Anliegen sucht die Initiative immer noch. Weil sich keiner zuständig fühlt und greifbar ist bzw. vor Ort mal für einen Besuch vorbeikäme, haben sie jüngst an Ronald Pofalla, den Vorstand für Infrastruktur geschrieben und erhoffen sich von dem ehemaligen Bundespolitiker so etwas wie Bürgernähe und ein offenes Ohr.
Die Initiative Bahnhof Oberwinter fordert, den Bahnsteig so schnell wie möglich, zur Not auch mit einem Provisorium aus Holz, anzuheben. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der RRX6 in Oberwinter halten kann. Eigentlich ganz einfach, wenn da nicht die Bedenkenträger der DB wären. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht: Aufgrund der geplanten Bahnsteigerhöhung ist der DB aufgefallen, dass einem Bahnhof in der Größe von Oberwinter eigentlich keine Überdachung in der Form zur Verfügung stehen muss, wie es der Bahnhof schon seit rund 100 Jahren hat. Die Überdachung muss zwei Unterstellbuden aus Glas weichen, wo ca. 5-10 Personen bei schlechtem Wetter Unterschlupf finden. Diese Veränderung des historischen Bahnhofs passt so gar nicht ins Bild der bekannten Bahnhöfe aus der Umgebung. Die Bahnhöfe Rolandseck, Oberwinter und Remagen spiegeln ein Stück weit echte Bahnhofstradition wider, die jetzt durch die Umgestaltung in Oberwinter zerstört werde.
Zusätzlich bietet der Bahnhof Oberwinter die Möglichkeit, durch die Verlegung neuer Gleise im bereits vorhandenen Gleisbett Überholmöglichkeiten auf der viel befahrenen Rheinstrecke zu schaffen. Damit könnte man mit relativ kleinem Einsatz große Wirkung erzielen und für Entlastung auf der Strecke sorgen. Diese Investition wäre ein wichtiger Beitrag für die Pünktlichkeit der Züge. Und wenn sie dann noch halten, wäre alles perfekt.
Bildzeile: Die Liberalen Christina Steinhausen (links), Jürgen Preuß (rechts) und Jens Huhn (2. v. r.) ließen sich von Vertretern der Bürgerinitiative Bahnhof Oberwinter Ingo Konrads (3. v. l.) und Siegfried Wohlfahrt (2. v. l.) auf den neuesten Stand bringen. Nicht auf dem Bild: Philipp Rosenthal.
Bildquelle: FDP-Remagen
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