Bürgermeister agiert mit Kündigungen bürger- und wirtschaftsfeindlich

Die FDP fordert, dass Bürgermeister Ingendahl die Kündigungen zurücknimmt. Die Liberalen haben sich mit den Gekündigten ausgetauscht und sich vor Ort alles angesehen. Sie stehen vor dem Eingang zur Ergotherapie-Praxis.
Die FDP fordert, dass Bürgermeister Ingendahl die Kündigungen zurücknimmt. Die Liberalen haben sich mit den Gekündigten ausgetauscht und sich vor Ort alles angesehen. Sie stehen vor dem Eingang zur Ergotherapie-Praxis.

FDP kritisiert rücksichtsloses Vorgehen der Stadtspitze, die Remagens einziger Ergotherapie-Praxis und einem Sonnenstudio wegen Eigenbedarfs gekündigt hat – Liberale fordern Rücknahme der Kündigungen

 

Björn Ingendahl agiert nach Ansicht der FDP-Remagen öfter mal ideologisch, doch was der Bürgermeister jetzt macht, schädigt den Wirtschaftsstandort Remagen und mindert die Lebensqualität der Bürger. Denn die Stadtverwaltung hat in dem von ihr gekauften Gebäudekomplex „Bachstraße 5-7/Platz an der alten Post“ dem Frisörsalon, der Ergotherapie-Praxis und dem Sonnenstudio wegen Eigenbedarfs gekündigt, ohne ihnen zu helfen, einen Ersatzstandort zu finden.

Das dürfte etwa im Falle der Praxis auch schwierig werden. Denn die 120 Quadratmeter müssen zwingend barrierefrei sein, ohne Durchgangszimmer. Der mehrfach kontaktierte Wirtschaftsförderer der Stadt empfahl der Therapeutin, wie sie mehrfach berichtete, im ersten Gespräch, sich einen Makler zu nehmen. „Das ist doch keine Wirtschaftsförderung, das ist im Gegenteil schädlich“, echauffiert sich Marc-Andreas Giermann, Vorsitzender der FDP-Remagen. Erst auf Druck der FDP, die die Thematik in die politischen Gremien gebracht und zusätzlich Anfragen an die Verwaltung gestellt hat, die diese bis heute immer noch nicht beantwortet hat, suchte der Bürgermeister erstmals binnen zehn Monaten persönlich das Gespräch mit den Gekündigten. In diesem Gespräch wurde der Therapeutin gesagt, die Verwaltung werde nun in Bad Breisig und Sinzig nachhören, ob es dort eine solche Fläche gebe. Das ist tatsächlich nun geschehen. „Unglaublich“, findet das Christina Steinhausen, die Vorsitzende der FDP-Fraktion im Remagener Stadtrat. „Ein Offenbarungseid. So weit ist es hier schon gekommen. Traurig, aber leider wahr.“

 

Der Frisörsalon war 14 Jahre am Standort, die Ergotherapie-Praxis ist es seit 15 Jahren, das Sonnenstudio seit 17 Jahren. „Langjährige Gewerbetreibende sowie deren Angestellte in einer schwierigen Wirtschaftslage ohne Ankündigung und Alternativangebot auf die Straße zu setzen, ist nicht nur respekt- und rücksichtslos, sondern bedroht auch mehrere Existenzen sowie das Vertrauen in die Stadt Remagen“, findet Dennis Trütgen aus dem Vorstand der FDP-Remagen. Und weiter: „Wenn die Wirtschaft der wachsenden Verwaltung weichen muss, ist Remagen auf einem ganz schlechten Kurs. Ziel sollte es sein, Remagen für Gewerbetreibende attraktiver zu machen und nicht, sie zu verdrängen.“

 

„Remagen möchte eine lebendige Innenstadt haben. Das erreicht man allerdings nicht, wenn man die einzige Ergotherapie-Praxis, einen Frisör und ein Sonnenstudio vergrault“, kritisiert Qxana Iose, die ebenfalls dem Vorstand der Remagener FDP angehört. Die Lebensqualität einer Stadt werde nicht ausschließlich durch Tempo 30 bestimmt, sondern eben auch davon, ob ihre Bewohner einen guten Zugang zu therapeutischer Versorgung haben, so die junge Frau.

Eine Räumung käme sowohl im Falle der Praxis als auch beim Sonnenstudio einer Geschäftsaufgabe gleich. Denn beide benötigen zwingend bestimmte Voraussetzungen, die derzeit auf dem Markt schlicht nicht zu finden sind. Der Betreiber des Sonnenstudios hat zum Start vor vielen Jahren über 400.000 Euro in den Rohbau investiert. Selbst wenn er gleich große und geeignete Räume fände, müsste er rund 65.000 Euro in die Hand nehmen, nur um die technischen Anschlüsse für die Abluftanlage und die Stromaufbereitung für die acht Sonnenbänke zu installieren.

 

„Das ist alles so unnötig“, schüttelt Christina Steinhausen entsetzt den Kopf. „Die Mitarbeiter der Stadt brauchen anständige Arbeitsplätze, keine Frage, aber die müssen nicht genau hier sein. Die Stadt kann für sie auch woanders etwas mieten oder kaufen. Für die Geschäftsleute ist es ungleich schwerer etwas für ihre Bedürfnisse zu finden. Ich hoffe, dass der Bürgermeister das noch einsieht und die Kündigungen zurücknimmt. „Wir erleben gerade eine Wirtschaftskrise, schlimm genug. Und in einer solchen Zeit werden Gewerbetreibende in Remagen aus der Stadt getrieben. Das kann doch nicht wahr sein“, ärgert sich Ulrich van Bebber, der Kreisvorsitzende der FDP, der lange in Remagen gewohnt und dem Stadtrat angehört hat. Auch er versprach die Gekündigten zu unterstützen.

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